Kurzgeschichte(n)
Eine Chronik (ehemals Pfarrchronik) mit wissenswerten Kurzgeschichten, unterhaltsamen Anekdoten und eigenen Rückblicken aus dem Leben der Gemeinde Borna/ Frohburg. Diese Kurzgeschichten orientieren sich an der historischen Fotoausstellung „Momente aus 100 Jahren Gemeindeleben“ (im Rahmen des Festjahres 100 Jahre St. Joseph Borna, 2019). Ihnen liegen die „Chronik der Pfarrei Borna, Band I – IV, 1890 – 2014“ u. ff. und die „Chronik der Pfarrvikarie Frohburg“ als Quellen zu Grunde.
2025
Rückblick: Senioren fuhren nach Huysburg und Leutersdorf

Rückblick: Feier der Erstkommunion in Deutzen

Rückblick: Familien feiern Osterfest in Borna mit




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2019
1997
27. November: Weihe der katholischen Kapelle St. Marien in Frohburg

Erstmals nach der Reformation hatte am 18. November 1934 wieder ein katholischer Gottesdienst in Frohburg stattgefunden. Damals versammelten sich 39 Gläubige mit Pfarrer Paul Hübner im Vereinszimmer des Hotels zur Post. Bereits in den nächsten zehn Jahren musste der Ort für die Gottesdienste zweimal wechseln: Gasthöfe Deutsches Haus und Stadt Altenburg.
Mit dem 1945 zu Ende gehenden Krieg wuchs die Gemeinde auf etwa 1.500 Katholiken an. Die Gottesdienste fanden im Gasthaus Weiske statt, ab 1948 nachfolgend in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Michaelis, in der städtischen Turnhalle in der August-Bebel-Straße und in einer Kapelle im ehemaligen Konstanzenstift. Im Oktober 1952 erfolgte der Umzug in Räume in der Hermann-Krause-Straße, aber seit Ende 1993 waren die Gläubigen wegen zu hoher Mietkosten wieder in der evangelischen Nachbargemeinde zu Gast.
In der Dienstzeit von Pfarrer Michael Teubner (1992 – 2002) konnte die Gemeinde schließlich ein kleines Reihenhaus (siehe Foto) am Kirchplatz von der Neuapostolischen Kirche Sachsen/Thüringen für einen Kaufpreis von 220.000 DM erwerben. Knapp drei Wochen zuvor wurde der Notarvertrag unterzeichnet, bevor am 29. November 1997 die heutige Kapelle St. Marien in einem Festgottesdienst von Bischof Joachim Reinelt gesegnet wurde.
Text: Philipp Ramm
1956
15./16. Dezember: Weihe der katholischen Kirche St. Konrad in Deutzen

Seit dem Jahre 1934 wurden für die Katholiken in Deutzen und Umgebung katholische Gottesdienste in den Gasthöfen von Deutzen, Röthingen, Görnitz und Regis-Breitingen gehalten. Aus der Oberpfalz und Niederbayern waren in den vorherigen Jahrzehnten viele Katholiken nach Deutzen und in die Nachbargemeinden gekommen, weil sie Arbeit in den Braunkohlenwerken fanden. In der Nachkriegszeit wurden unzählige Katholiken aus ihrer bisherigen Heimat in Schlesien, Ostpreußen, Sudetenland und Ungarn in die Diaspora Mitteldeutschlands umgesiedelt. Immer dringender wurde das Bedürfnis nach dem Bau eines eigenen Gotteshauses für die Katholiken von Deutzen und Umgebung.
Wie Pfarrer Christian Köhler in der Chronik berichtet, „[…] konnte im (3.) April 1954 der erste Spatenstich zum eigenen Gotteshaus für Deutzen getan werden. Unter großen Schwierigkeiten, Opfern und mit einigen Stockungen wurde in zweiundeinhalb Jahren die 30 m lange und 11 m breite Kirche gebaut. […] Dem heiligen Konrad von Parzham, dem Klosterpförtner von Altötting, sollte die Kirche geweiht werden. Kurz vor Weihnachten (15./16. Dezember) 1956 war das nach den Plänen von Architekt (Andreas) Marquart, Leipzig, durch die Firma des Baumeisters (Lothar) Eisert, Pödelwitz, erbaute Gotteshaus (siehe Foto) so weit vollendet, daß es die kirchliche Weihe empfangen konnte.
Am Tage vor dem Sonntag ‚Gaudete‘ begrüßten die drei Glocken den Apostolischen Administrator des Bistums Meißen, Bischof Dr. (Otto) Spülbeck, der als Propst von Leipzig (10. Oktober) 1954 den Grundstein und als Bischof (30. Juni) 1956 die neuen Glocken weihte. Wer nicht durch Schichtarbeit verhindert war, verfolgte die Zeremonien der Weihe des Gotteshauses, zog am Sonntag mit der Reliquienprozession um und in die Kirche, nahm teil an der Weihe des Inneren der Kirche, des Altars und an der Bischofsmesse. Als beim Te Deum Trompeten, Posaunen und Glocken zum frohen Gesang der Gemeinde erklangen, da waren die langen Jahre des Wartens und die schweren Sorgen der letzten Jahre vergessen. […] Katholiken aus Bayern, Schlesien und dem Sudetenland haben im neuen Gotteshaus ihre Heimat gefunden.“
Text: Philipp Ramm
1940
April: Errichtung einer Schwesternstation im Pfarrhaus in Borna

Quelle: Chronik der Pfarrei Borna, Band I (1940)
Sr. Ingonda Hümmer, Sr. Adelbalda Kamm, Sr. Julitta Weißkirchen, Pfr. Christian Köhler, Kpl. Georg Dittel, Haushälterin Frl. Schreyer, Küster Franz Stasiak (von rechts)
Mitte November 1938 hatte der Bonifatiusverein Paderborn den Vorschlag gemacht, eine Schwesternstation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau (aus Bayern) in Borna einzurichten. Viele dieser Schulschwestern, die aus dem staatlichen Schuldienst durch das NS-Regime entlassen wurden, hatten bereits an anderen Orten die Stellen von Seelsorgehelferinnen übernommen. Auf Wunsch von Bischof Petrus Legge griff Pfarrer Christian Köhler diesen Vorschlag auf und führte persönlich mit dem Generalat der Schulschwestern in München die Verhandlungen.
In der Zwischenzeit wurde im Herbst 1939 eine Wohnung im 2. Stock des Pfarrhauses eingerichtet. Anfang April 1940 trafen drei Schwestern in Borna ein und bezogen die Wohnung. Oberin wurde Sr. Julitta Weißkirchen, Sr. Ingonda Hümmer trat die Stelle der Pfarrhelferin an und Sr. Adelbalda Kamm übernahm das Amt der Seelsorgehelferin. In einer kleinen Feier mit Weihe der Wohnung eröffnete Pfarrer Köhler die neue Schwesternstation: „Möge Gottes Segen auf ihr ruhen und auch Segen durch die Arbeit der Schwestern auf die Pfarrgemeinde kommen.“ In den kommen fünf Jahren, die von staatlichen Repressionen, Entbehrungen und Angst ums Überleben während des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) gekennzeichnet waren, wirkten die Schwestern „unermüdlich und segensreich in der Gemeinde“. Deren pastorale Aufgaben waren u.a. Mitarbeit im Pfarramt, Gestaltung des Religionsunterrichtes, Vorbereitung auf die Sakramente, musikalische Begleitung der Gottesdienste, als „Wandernde Kirche“ in Borna und den Außenstationen „möglichst schnell die Zugezogenen zu erfassen und mit dem kirchlichen Leben in Verbindung zu bringen“.
Mit dem nahenden Ende des Krieges richtete die Generaloberin der Schulschwestern die Bitte an Pfarrer Köhler, die Schwestern freizugeben, denn sie sollten wieder als Lehrerinnen in den bayerischen Schulen eingesetzt werden. Dieser Bitte wurde nachgegeben und eine Entlassung für Mitte August 1945 zugesichert, obwohl zunächst noch keine Nachfolgerinnen in Aussicht standen. Die Kapitulation der deutschen Wehrmacht beendete am 8. Mai die europäischen Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges. Mit der Bildung der alliierten und sowjetischen Besatzungszonen im Deutschen Reich kam Anfang Juli die Rote Armee nach Borna. Erneut bat die Generaloberin um baldige Rücksendung der Schwestern. Sie verließen daraufhin die Pfarrei „plötzlich und übereilt […], schneller als nötig, denn auch unter den Russen blieben die Pfarrhausbewohner völlig unbehelligt“.
Als Folge des verheerenden Krieges waren Millionen Menschen aus dem Osten des Deutschen Reiches auf der Flucht in den Westen. Unter ihnen waren auch Schulschwestern von Unserer Lieben Frau (aus Böhmen), die ihre schlesische Heimat verlassen mussten. Deren Leitung hatte zwischenzeitlich das Pfarramt in Borna kontaktiert. Die Verhandlungen ergaben, dass Anfang Dezember zwei Schwestern „in der Diaspora Mitteldeutschlands die bayrischen Schulschwestern ablösen“ sollten: Sr. Aquina Tilgner und Sr. Dietburgis Behrendt wurden als Pfarrhelferin/ Seelsorgehelferin angestellt. „Möge auch die Tätigkeit dieser neuen Pfarrschwestern reich gesegnet sein!“ Die schlesischen Schulschwestern blieben in wechselnden Konstellationen bis April 1959 in der Pfarrei tätig.
Text: Philipp Ramm-Kokot
1939
12. September: Neue Altargruppe mit Kreuz für Kapelle in Borna

Im Zuge der 4-wöchigen Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten an der Kapelle im Juli/August 1938 wurden auch sämtliche Figuren entfernt. Diese sollten durch künstlerisch bessere ersetzt werden, die zum neuen Stil der Innenräume passten. Im Dezember besichtigte Bischof Petrus Legge die renovierte Kapelle. Als Ausdruck seiner Anerkennung und Freude sagte er die Stiftung einer Josephstatue zu. Daraufhin wurde eine neue 3-teilige Altargruppe beim Künstler Josef Enders aus Wüstensachsen in der Rhön in Auftrag gegeben. Die einzelnen Statuen (siehe Fotos) kamen im Laufe des Jahres 1939 in Borna an, wie Pfarrer Christian Köhler in der Chronik berichtet:
„Die neue Josefstatue, die der hochwürdigste Herr Bischof uns schenken wollte, wurde vom Pfarrer am 6./7. Januar im Auto bei Schnee und Eis von Bautzen geholt. Nachts ½ 2 Uhr traf er mit ihr ein. Am Sonntag, d. 15. Januar, wurde sie der Gemeinde gezeigt. Im Kindergottesdienst hielt der Pfarrer in der Kinderpredigt mit den Kindern eine Betrachtung der Statue, wobei die Kinder sehr fein herausarbeiteten, was der Künstler, Herr Josef Enders aus Wüstensachsen in der Rhön, mit der Figur vom hl. Josef sagen wollte. Am Abend des 1. März erhielt die Statue bei einer Josefsandacht die Weihe. Möge St. Josef sich nun bei uns ‚daheim‘ fühlen und Kapelle, Pfarrhaus und Gemeinde in seinen steten Schutz nehmen.“
„2. Mai: Eröffnung der Maiandacht mit Weihe der neuen Marienstatue, die vom gleichen Schnitzer der Josefstatue, Herrn Josef Enders aus Wüstensachsen in der Rhön, für 165,- M geschnitzt war. Das Geld wurde durch Sammlungen beim Gottesdienst aus der Gemeinde aufgebracht. 2 Stunden vor der Maiandacht traf die Statue ein. Der Künstler hat die Gottesmutter dargestellt als die demütige Magd des Herrn.“
„Am 12. September (1939) traf aus der Rhön der vom Bildschnitzer Josef Enders, der auch die Josef- u. Marienstatue geschnitzt, angefertigte Corpus für das neue Altarkreuz ein. Am Nachmittage konnte schon das neue Altarkreuz, zu dem die Baufirma Naumann die Kreuzbalken geliefert, aufgehängt werden. Es wiegt 2 ½ Ztr. (Das Kreuz ist eine persönliche Stiftung des Pfarrers.) Zusammen mit den beiden Statuen bildet das Altarkreuz eine harmonische Gruppe, die der Kapelle noch mehr den Eindruck eines echten Gotteshauses verleiht.“ Das neue Altarkreuz wurde am 8. Oktober, anlässlich des 20-jährigen Kirchweihfestes, feierlich geweiht.
Text: Philipp Ramm-Kokot
1938
14. August: Renovierung und Erweiterung der Kapelle in Borna



Quelle: Chronik der Pfarrei Borna, Band I (1921, 1937, 1940)
Immer wieder sprechen die Berichte in der Pfarrchronik davon, dass die Kapelle (siehe 1. Foto) nicht für die Zahl der Kirchenbesucher genügte. Deshalb hatte das Ordinariat im März 1933 einen Erweiterungsbauplan eingefordert, der dem Bonifatiusverein Paderborn (dem Vorläufer des heutigen Bonifatiuswerkes) zur Begutachtung vorgelegt wurde. Dieses Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass ein Neubau im Pfarrgrundstück mehr Vorteile bringen würde als ein Anbau.
Jedoch wurde ein Kirchbau durch verschiedene Umstände immer wieder verzögert. Ein Grund waren „Verhandlungen betr. Rückkauf unseres Pfarrgrundstückes“ zwischen der zuständigen Militärverwaltung – Dresden – und der bischöflichen Verwaltungsstelle Dresden von Januar bis November 1935, um wieder ein Offizierscasino einzurichten. Allerdings kamen die Verhandlungen zu keinem Ergebnis.
Im Juni 1937 erlag Pfarrer Paul Hübner einem Herzschlag. Er wurde in seinem Heimatort Ostritz beerdigt. Im Oktober fand die Einführung des neuen Pfarrers Christian Köhler durch Prälat Jakob Stranz (siehe 2. Foto) in Borna statt. Am Beginn dessen Dienstzeit (1937 – 1971) sollte eine erste große Renovierung und Erweiterung der Kapelle erfolgen, weil in dieser Epoche die staatliche Genehmigung für einen Neubau durch das NS-Regime nicht gegeben worden wäre und auch das Baumaterial kaum zu beschaffen war.
Zu diesem Zweck besuchte Pfarrer Köhler verschiedene neuere Kirchen Westsachsens, um dort Anregungen zur Gestaltung katholischer Kirchenräume zu bekommen. Bald war der Plan der Renovierung in groben Zügen klar: Es sollte ein Kirchenraum geschaffen werden, der einfach aber gediegen, frei von allem Kitsch, des Gottesdienstes würdig war. Eine Erweiterung sollte durch Hinzunahme des Schulzimmers erreicht werden. Durch Einbau einer Rollwand konnte das Schulzimmer beim Gottesdienst mitbenutzt und an Werktagen für den Religionsunterricht wieder abgetrennt werden.
Am Montag, 18. Juli 1938, wurde mit der Ausräumung begonnen. Einen Tag später zogen die Maurer ein, das Gerüst wurde aufgestellt, es wurde mit dem Abschlagen des Deckenstuckes und des Wandputzes begonnen. Wie die Chronik berichtet, wurden folgende Arbeiten ausgeführt:
„Einsetzen der neuen Decke (Leichtbauplatten und Holzbalken). Neuer Putz der Wände. Vermauerung der Emporenöffnung über der Sakristeitür. Die Decke in der Sakristei wurde gehoben. […] Das Fenster hinter dem Altar wird mit Leichtbauplatten geschlossen. Das große Fenster an der Epistelseite wird zum kleinen romanischen Chorfenster umgestaltet. Auf der gegenüber liegenden Seite wird ein neues Chorfenster durchgebrochen. Die Sakristeitür wird näher zum Altar versetzt. Die Holzverkleidung im Altarraum wird entfernt. Der Altarraum wird durch ein Podium erhöht. […] Das Harmonium erhält seinen Platz hinten in der Kapelle auf einem neuen Podium. Die Wand zum Schulzimmer wird z.T. entfernt und durch 2 Rollwände ersetzt. Das Schulzimmer wird in gleicher Farbe wie die Kapelle gestrichen. Der Beichtstuhl, der früher im Altarraum gestanden, erhält seinen Platz im Schulzimmer. An Stelle der bisherigen Kronleuchter tritt in der Kapelle als Beleuchtung im Altarraum Röhrenlampen als Deckenbeleuchtung und 4 weitere Kugellampen über den Bänken. Die Fenster erhalten neues Glas, das gemalt wird. Sämtliche Figuren sind entfernt und sollen später durch künstlerisch bessere ersetzt werden, die in den neuen Stil der Kapelle passen.“
Am Sonntag, 14. August 1938, wurde in der renovierten und erweiterten Kapelle der erste Gottesdienst gehalten. Beim feierlichen Hochamt brachte Pfarrer Köhler den Dank gegen Gott, gegen alle Wohltäter und alle Handwerker zum Ausdruck. Wie wohltuend die Erweiterung der Kapelle (siehe 3. Foto) sich auswirkte, zeigte sich bald in der Folgezeit. Es brauchte nunmehr niemand vor der Kapellentür beim Gottesdienst zu stehen. Ein Kirchbau in Borna würde in absehbarer Zeit nicht nötig sein.
Text: Philipp Ramm-Kokot
1923
24. Juli: Errichtung der katholischen Pfarrei in Borna

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und mit Beginn der „Weimarer Republik“ fielen im Jahr 1919 die kirchenaufsichtlichen Beschränkungen. Daraufhin begann Bischof Franz Löbmann, Apostolischer Vikar und Administrator, Verhandlungen mit Rom über eine Wiedererrichtung des Bistums Meißen zu führen. Bereits zwei Jahre später hatte er Erfolg. Der päpstliche Nuntius, Exzellenz Eugenio Pacelli, verkündete am 26. Juni 1921 im Bautzener Dom die „Wiederherstellung der Diözese Meißen im Bereiche der Grenzen des Apostolischen Vikariats der sächsischen Erblande und der kirchlichen Administratur der sächsischen Oberlausitz“. Drei Monate später übernahm Bischof Dr. Christian Schreiber das neue Bistum.
Im Oktober 1921 verstarb Bornas erster Pfarrer, Maximilian Lange, in Folge einer Operation. Er wurde „unter großer Beteiligung der Bornaer Pfarrgemeinde“ in Leipzig-Lindenau beigesetzt. Zu seinem Nachfolger wurde Pfarrer Paul Hübner (siehe Foto) ernannt. In seine Dienstzeit (1921 – 1937) fiel nun die Errichtung der katholischen Pfarrei St. Joseph, mit Sitz in Borna. Um das Bistum Meißen neu zu organisieren, eröffnete Bischof Schreiber am 24. Juli 1923 eine dreitägige Diözesansynode im Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau, an der etwa 60 Geistliche teilnahmen. Im Laufe der Synode wurden u.a. die Errichtung von Archipresbyteraten (den Vorläufern der heutigen Dekanate) und die Umwandlung von Seelsorgeämtern zu Pfarreien beschlossen.
Die Synodenbeschlüsse hatten auch für die errichtete Pfarrei St. Joseph unmittelbare Auswirkungen: Zum einen gehörte Borna zum Archipresbyterat Leipzig, zum anderen erlangte sie die formale Unabhängigkeit von ihrer Leipziger Mutterpfarrei St. Trinitatis – denn bisher besaßen die Bornaer Seelsorger offiziell eine Kaplanstelle in Leipzig. Schließlich konnte Borna in den nächsten Jahrzehnten selbst zu einer Mutterpfarrei, beispielsweise für Böhlen (1940) und Geithain (1961), werden.
Text: Philipp Ramm
1919
5. Oktober: Weihe der katholischen Kirche St. Joseph in Borna

Viele Jahre mit unzähligen Anstrengungen engagierter Katholiken mussten vergehen, ehe am Sonntag, 5. Oktober 1919, die neue Kirche St. Joseph (siehe Foto) durch Bischof Franz Löbmann – dem Apostolischen Vikar – und Pfarrer Maximilian Lange in einem feierlichen Gottesdienst in Borna geweiht werden konnte.
Die ersten katholischen Gottesdienste fanden 1890 im damaligen Bornaer Realgymnasium statt. Bereits 1913 besuchten durchschnittlich 250 bis 300, an besonderen Tagen auch 600 bis 800, Katholiken die Gottesdienste in Borna, welche viermal jährlich und an den drei Hochfesten stattfanden. Sie mussten daher bis 1914 in die „Börsenhalle“, einem Tanz- und Theatersaal, „[…] wo für Katholiken höchst anstößige Theaterstücke wie z.B. ‚Die Sünde des Priesters‘ aufgeführt werden“, wie es in einem späteren Spendenaufruf des Kirchenbauvereins heißt, verlegt werden. Der Verein wurde am 12. Februar 1913 gegründet, um die Bemühungen für ein eigenes Gotteshaus in Borna voranzutreiben. Neben der Initiierung eines Spendenaufrufs, konnte er auch ein Grundstück am alten Bahnhof erwerben.
Leider fanden alle Anstrengungen mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) ein jähes Ende. Erst im März 1918 wurde eine kleine Kapelle im „Schweizerhaus“ eingerichtet. Fünf Monate später erhielt Borna den Status eines Seelsorgeamtes. Am 26. Juli 1919 erfolgte der Kauf des Offizierkasinos in der ehemaligen Kasernenstraße für 121.000 Mark. Für weitere 21.000 Mark wurde das Gebäude in den folgenden acht Wochen „teils zu gottesdienstlichen und pfarramtlichen Zwecken, teils zur Wohnung des Geistlichen umgebaut. […] Tritt man durch das von der Kasernenstraße rechts vom Gebäude eigens für die Kirchgänger und Religionsschüler geschaffene Eingangstor, den herrlichen Park durchschreitend, in den östlich gelegenen früheren Saal ein, so präsentiert sich dieser jetzt als vornehme, stimmungsvolle Kapelle.“
Wie die Chronik weiter berichtet, fand die feierliche Weihe des neuen Gotteshauses am 5. Oktober statt: „Unter Vorantritt des Kreuzes, einer langen Reihe weißgekleideter Blumenmädchen und der Ministranten zog die Geistlichkeit: Pfarrer Lange – Borna, Kaplan Dr. Jakubasch – Dresden und Subdiakon Lehmann – Wurzen in weißen Paramenten zum Empfange des Bischofs Dr. Löbmann – Dresden zur Pfarrwohnung. Die Schuljugend begrüßte den Bischof durch Deklamation eines sehr netten Gedichtes und Überreichung eines Blumenstraußes. […] An diese Begrüßung schloss sich die Weihe des Gotteshauses an; die Gläubigen mussten es nach den Vorschriften des Weiherituals verlassen und umstanden außen dasselbe. Der Bischof sang vor der Eingangstür ein Gebet, umschritt dann, zunächst zur äußeren Weihe, mit der Geistlichkeit die Kapelle, die Wände kreuzweise mit Weihwasser besprengend. Zurückgekehrt zum Eingange trat nach gesungenen Gebeten zuerst nur die Geistlichkeit ein zur Vollziehung der inneren Weihe des Raumes, der Wände, des Altars, der Kommunionbank, der Kanzel und des Taufsteines unter Absingung der Litanei von allen Heiligen und dreier Psalmen. Eine gewaltige Menge von Gläubigen, an die 1000, füllten und umstanden dann das neugeweihte Gotteshaus. Der Bischof legte die bischöflichen Gewänder: Kette, Kreuz, Ring, Mitra und Hirtenstab an und schritt zum Altare zum feierlichen Gottesdienste, dem Pontifikalamte mit Levitendienst, den die dichtgedrängte Menge mit Festgesängen begleitete. Es waren reichlich zwei Stunden feierlichster Erhebung!“
Text: Philipp Ramm
1918
1. August: Errichtung des katholischen Seelsorgeamtes in Borna

Zum 90. Male jährte sich am 1. August 2008 die Errichtung des katholischen Seelsorgeamtes Borna. Im Rückblick auf dieses für unsere Gemeinde entscheidende Ereignis sind vor allem zwei Aspekte von besonderer Bedeutung: Borna als Garnisonsstadt und die Zuwanderung von polnischen Gastarbeitern für Kohlebergbau und Landwirtschaft.
Der erste katholische Gottesdienst nach der Reformation fand am 6. Juli 1890 im damaligen Realgymnasium in Borna statt, allerdings nur für Militärangehörige. Erst in den Jahren 1902/1903 wurden zivile Gottesdienste durchgeführt. Als die Zahl der Katholiken in Borna auf über 400, und mit den umliegenden Orten auf mehr als 2.200 anstieg, richtete am 18. Mai 1918 das Apostolische Vikariat Meißen (dem Vorläufer des 1921 wiederhergestellten Bistums Meißen) die dringende Bitte an das sächsische Kultusministerium, in Borna eine Expositur zu errichten. Die erste zwischen Leipzig und Chemnitz.
Nachdem alle Verwaltungsebenen und Gutachter ihre Berichte dazu vorgelegt hatten, teilte am 15. Juli 1918 das sächsische Kultusministerium im Namen König Friedrich August III. dem Apostolischen Vikariat mit: „Mit allerhöchster Zustimmung Se. Maj. des Königs genehmigt das Min. d. Ku. u.s.w. auf Grund von § 29 des Ges. v. 23.8.1876, daß vom 1.8.1918 ab beim kath. Pfarramte St. Trinitatis zu Leipzig eine 4. Kaplanstelle errichtet wird, deren Inhaber seinen ständigen Wohnsitz in Borna zu nehmen und die geistliche Versorgung der Katholiken in Borna zu bewirken, auch den Rel.-Unterricht an die schulpflichtigen Kinder seines Bekenntnisses […] zu erteilen hat.“ Daraufhin wurde Pfarrer Maximilian Lange (siehe Foto) zum ersten katholischen Seelsorger in Borna (Dienstzeit: 1918 – 1921) berufen.
Text: Erwin Rümenapp
1890
6. Juli: Erster katholischer Gottesdienst nach der Reformation in Borna

Da die Zahl der Katholiken in Borna am Ende des 19. Jahrhunderts eher verschwindend klein war, ist es nicht verwunderlich, dass die Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes nach der Reformation eng mit Borna als Garnisonsstadt verknüpft ist. Doch mussten erst politische Hürden genommen werden, bevor am 6. Juli 1890 der erste katholische Gottesdienst mit dem zuständigen Militärgeistlichen, Pfarrer Karl Jakob Maaz, gefeiert werden konnte.
So berichtet die Chronik: „Der Stadtrat war zur Abhaltung des Gottesdienstes um Überlassung eines passenden Lokales gebeten worden. Dieses wurde zunächst verweigert. Darauf wurde ihm vom Militärpfr. Maaz eröffnet, er müsse im Verweigerungsfalle bei der Regierung vorstellig werden, dass das Regiment von Borna wegverlegt werden müsse, wenn man für die kathol. Mannschaften kein Gottesdienstlokal zur Verfügung stellt.“ Daraufhin gestand der Stadtrat die Aula des alten Realgymnasiums am Königsplatz (siehe Foto) für die Feier von Gottesdiensten zu. Sie selbst fanden in der ersten Zeit nur zwei- bis viermal jährlich statt.
Die Bornaer Katholiken, welche offiziell zur St.-Trinitatis-Gemeinde in Leipzig gehörten, blieben von diesen Gottesdiensten ausgeschlossen. Erst in den Jahren 1902/1903 wurden schließlich die Zivilgottesdienste in Borna eingeführt. Während die katholische Ortsgemeinde, nicht nur wegen der Militärangehörigen, sondern auch wegen des Zuzugs von Arbeitskräften in der Landwirtschaft und insbesondere im Bergbau, stetig wuchs, musste sie in den folgenden Jahren häufiger ihre Örtlichkeiten wechseln.
So fand der Gottesdienst ab 1908 in der Aula des neuen Realgymnasiums am „Breiten Teich“, ab 1912 im Konzert- und Ballhaus „Zur Börsenhalle“, am heutigen Dinterplatz, sowie ab 1914 im Café „Schweizerhaus“, dem ehemaligen Volkshaus, statt, ehe am 26. Juli 1919 das Offizierskasino in der heutigen Stauffenbergstraße gekauft und zur Pfarrkirche St. Joseph umgebaut werden konnte.
Text: Philipp Ramm