#DasJosephsjahr: ‚Kirche im Gespräch‘ mit Petra Köpping in Borna

Bornaer diskutieren zur Krise in Kirche und Gesellschaft

Borna (15.05.2019). Den Artikel >> Bornaer diskutieren zur Krise in Kirche und Gesellschaft weiterlesen.

Mit freundlicher Genehmigung der Leipziger Volkszeitung, www.lvz.de/borna

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Borna (19.05.2019). Im Rahmen der Themenreihe ‚Kirche im Gespräch‘ fand am Montagabend, dem 13. Mai 2019, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sinn- und Wertekrise in Kirchen und Gesellschaft?!“ im Foyer des Stadtkulturhauses in Borna statt. Gäste waren die sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration sowie frühere Landrätin des Landkreises Leipziger Land Petra Köpping, Bornas Oberbürgermeisterin Simone Luedtke, der Superintendent des evangelisch-lutherischen Kirchenbezirkes Leipziger Land Jochen Kinder und Pfarrer Dietrich Oettler. Die mittlerweile dritte Veranstaltung wurde von der LVZ-Journalistin Claudia Carell moderiert.

Die Podiumsgäste waren sich mit den etwa 70 Zuhörern im Publikum schnell einig, dass wir tatsächlich in unserer Zeit von einer Krise sprechen können: Der Egoismus nimmt zu, die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit gravierend ab und die Unzufriedenheit der Menschen, obwohl es uns im weltweiten Maßstab gut geht, wächst. Welche Werte den Menschen heute wichtig sind und die Problematik der entkirchlichten Gegenden, gerade auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, konnten als Themen – aufgrund der Kürze der Zeit – nur angeschnitten werden.

Es gab interessante Beiträge – auch seitens des Publikums, welche Ursachen es für diese Krise geben kann: Beispielsweise nichtverarbeitete Probleme aus den beiden Diktaturen, persönlich erlittenes Leid und begangene Schuld, aber auch die als Scheitern empfundene Lebensleistung des Einzelnen. Ebenso wurde als Ursache benannt, dass es den Menschen in unserem Land so gut geht, wie wohl noch nie zuvor in unserer Geschichte.

Eine Patentlösung für die Probleme hatte keiner. Aber es kristallisierte sich heraus, dass es auf jeden Einzelnen ankommt: Auf seine Mitwirkung, auf einen fairen Umgang miteinander, auf die Verarbeitung und Vergebung von Schuld sowie nicht zuletzt auch auf die Notwendigkeit, dem Anderen tatsächlich zuzuhören.

Es war an diesem Abend ein gutes Diskussionsklima: Trotz aller genannter Probleme herrschte darüber Einigkeit, dass jeder Krise auch eine Chance inne wohnt, die es zu finden und zu ergreifen gilt.

Bereits am 19. März startete die 4-teilige, bis Juni stattfindende Themenreihe ‚Kirche im Gespräch‘, mit der sich die Bornaer Gemeinde – im Rahmen ihrer 100-Jahr-Feier zum Kirchweihjubiläum – für die Öffentlichkeit stärker öffnen und mit ihr ins Gespräch über Gott und die Welt kommen möchte.

PM: Annett Teichmann & Philipp Ramm

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„Sinn- und Wertekrise in Kirche und Gesellschaft“

Borna (28.05.2019). So der Titel einer mehr als gelungenen Veranstaltung, zu der am Montag, dem 13. Mai 2019, die Bornaer katholische Kirchgemeinde St. Joseph eingeladen hatte.

LVZ-Journalistin Claudia Carell führte Petra Köpping (Staatsministerin für Integration), Oberbürgermeisterin Simone Luedtke, Superintendent Dr. Jochen Kinder und den Pfarrer der katholischen Gemeinde, Dr. Dietrich Oettler, durch das Gespräch.

Frau Luedtke meinte, dass das Wort Krise vielleicht zu hoch angesetzt ist, weil es zu allen Zeiten Umbrüche und Veränderungen gegeben hat. Während sie auf den nun schon wieder bevorstehenden Strukturwandel zu sprechen kam, konnte Ministerin Köpping aus ihrem reichen Erfahrungsschatz mit den Menschen dieser durchaus gebeutelten Region ergänzen. „Gesellschaft und Politik wurden entmenschlicht“, so die Meinung Petra Köppings. Die fehlende Aufarbeitung der vergangenen Jahrzehnte von Nachkriegszeit bis Wendezeit prangerten die beiden Profipolitikerinnen ebenso an, wie die Fehler, welche in der Politik begangen wurden. Somit ist nachvollziehbar, dass die Menschen Ängste und Frust in sich bergen. Das Nichtanerkennen von Lebensleistungen und das Fehlen des wirtschaftlichen Wohlstandes sind ebenso für den Frust verantwortlich, ergänzte der Kirchenbezirkschef Dr. Kinder. „Viele können sich bei Digitalisierung, Klimawandel und Gesellschaft nicht vorstellen, wohin die Reise geht. Deshalb kann Kirche ein Ort des Gesprächs sein“, so Dr. Oettler. Er übersetzt Krise aus dem Griechischen als Entscheidung und bei allen Wandel sieht er auch Chancen.

Bei der erfrischend ehrlichen und warmherzigen Diskussion waren sich alle Beteiligten einig, dass das Miteinander in der Gesellschaft verschwunden ist, der Neid und die Lust am Meckern zugenommen haben.

Für viele der interessierten Veranstaltungsgäste war sicherlich positiv erkennbar, dass sich die beiden Politikerinnen klar zur Kirche, ihren Aufgaben und Werten bekannten und eine Entwicklung der Gesellschaft nur gemeinsam vonstatten gehen kann.

Text: Manuela Krause
Mit freundlicher Genehmigung des Bornaer Stadtjournal, www.druckhaus-borna.de/die-stadtjournale/bsj

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Audios und Videos vom pastoralen Projekt „Das Josephsjahr“, anlässlich des 100-jährigen Kirchweihjubiläums der Gemeinde Borna/ Frohburg im Jahr 2019, gibt es im Internet unter: www.youtube.com/@KathKircheBorna

Fotos: Philipp Ramm

Weitere Kurzgeschichte(n) aus dem Leben der Gemeinde Borna/ Frohburg befinden sich in der Chronik.